Etwa 40 % der Insel waren einst von dichten Wäldern mit Birke, Erle und Weide bedeckt – kaum zu glauben, wenn du heute übers weitläufige, baumlose Lavafeld schaust. Die Wikinger haben das natürlich nicht einfach so gelassen. Holz war hier im rauen Klima Gold wert: für den Hausbau, zum Heizen und um Flächen für die Landwirtschaft zu schaffen. Folge: Heute ist weniger als 1 % der Landesfläche bewaldet – eine ziemliche Umkehr.
Das Klima spielt dabei auch nicht gerade mit. Kalte Temperaturen in Kombination mit kräftigem Wind machen es Bäumen schwer, richtig groß zu werden. Und die vulkanischen Böden? Da fehlt’s meist an Nährstoffen, sodass selbst robuste Arten oft nur mühsam Fuß fassen können. Diese Mischung aus Naturgewalten und menschlichem Eingreifen hat Island in eine Art „kalte Verwüstung“ gedrängt – ein Begriff, der die Rückbildung der Vegetation ganz gut beschreibt.
Ich finde es spannend, dass trotz allem seit einigen Jahrzehnten Aufforstungsprojekte laufen. Dabei konzentriert man sich vor allem auf heimische Baumarten wie die altbewährte Birke. Die Fortschritte sind eher langsam – wohl auch wegen der harschen Bedingungen. Aktuell sollen ungefähr 2 % der Insel wieder bewaldet sein; bis 2025 könnten es vielleicht ein bisschen mehr werden. Man merkt richtig, wie wichtig den Isländern der Schutz ihrer verbliebenen Flora ist – auch wenn Island weiterhin eine der baumärmsten Regionen Europas bleibt.