Der Vertrag von Saint-Germain verlor keine Zeit: Kurz nach dem Ersten Weltkrieg wurde Südtirol unter die Kontrolle Italiens gestellt – eine Entscheidung, die hier viel bewegt hat. 1920 trat dieser Vertrag offiziell in Kraft und brachte eine tiefgreifende Wende für die Region, die vor allem durch ihre deutsche Sprache und Kultur geprägt war. Die italienische Regierung begann bald eine recht strenge Italianisierung, was für viele Einheimische sicherlich ein heftiger Einschnitt war. Plötzlich waren Schulen und Verwaltungen darauf ausgerichtet, das Italienische stark zu fördern – ganz klar ein Versuch, die kulturelle Vielfalt zugunsten einer Einheitskultur zurückzudrängen.
Dieser Prozess hat zu Spannungen zwischen den deutsch- und italienischsprachigen Bevölkerungsgruppen geführt – das spürt man hier noch heute, wenn man genauer hinsieht. Ich fand es beeindruckend zu erfahren, wie sich die Region trotz allem ihre Eigenständigkeit bewahren konnte. Erst mit dem Autonomiestatut von 1972 wurde Südtirol eine weitreichende Selbstverwaltung zugestanden – und das hat vieles verändert. Heute kannst du in Südtirol wirklich sehen, wie italienische und deutsche Einflüsse harmonisch zusammenleben; ein Zwischenspiel der Kulturen, das irgendwie besonders ist.
Beim Schlendern durch kleine Dörfer oder über Märkte fällt einem auf, wie präsent beide Sprachen sind – Deutsch und Italienisch vermischen sich fast wie ein Dialog der Geschichte. Übrigens: Diese Autonomie macht es möglich, dass Südtirol in vielen Bereichen seine eigenen Entscheidungen trifft – was für mich als Besucher erstaunlich lebendig wirkt.