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Kirunas historische Holzkirche zieht langsam zu neuem Zuhause um

Erlebe, wie ein 672-Tonnen-Kunstwerk Schritt für Schritt umzieht — Insider-Einblicke und Fotos vom Spektakel.

Eine holzverkleidete Kirche mit einem hohen Turm steht im Schnee, umgeben von winterlicher Landschaft und Bäumen.
Erlebe, wie ein 672-Tonnen-Kunstwerk Schritt für Schritt umzieht — Insider-Einblicke und Fotos vom Spektakel.

Kirunas historische Holzkirche zieht langsam zu neuem Zuhause um

Noch riecht es nach frischem Holz und Bauschaum rund um den neuen Standort der Kirche, und überall werkeln Restaurator:innen und Ingenieurteams an Details, die erst jetzt sichtbar werden: Saubere Verbindungen zur neuen Fundamentplatte, unscheinbare Entfeuchtungsanlagen in den Wänden und eine feine Netzwerkinfrastruktur mit Sensoren, die jede minimale Bewegung und Feuchteänderung protokollieren. Vor Kurzem hat die Denkmalschutzbehörde zusätzliche Mittel freigegeben, damit konservatorische Maßnahmen nicht nur schnell, sondern auch fachlich sauber ausgeführt werden können — das heißt: langsame, teure Handarbeit statt Schnellschusslösungen. Als ich die Baustelle besuchte, fiel mir auf, wie viele Spezialwerkzeuge und klassische Handwerksgeräte gleichzeitig zum Einsatz kommen; das ergibt eine merkwürdige Mischung aus Museumshandwerk und Hochtechnologie.

In der Stadt hat der Umzug eine zweite Phase eingeläutet, die überhaupt nichts mit schweren Maschinen zu tun hat. Schulen arbeiten an Lernprojekten zur lokalen Geschichte, eine digitale Sammlung mit Fotos und 3D-Scans der Kirche ist online gestellt worden, und mehrere Kulturinitiativen planen temporäre Ausstellungen, die die Geschichte des Gebäudes und die Debatten um Stadtplanung und Rohstoffgewinnung in einen größeren Kontext stellen. Manche Anwohner:innen beschweren sich lautstark über steigende Besucherzahlen und Souvenirläden, andere freuen sich über neue Jobs und die zusätzliche Aufmerksamkeit für Kiruna — der Diskurs ist lauter geworden, oft hitzig, aber auch produktiv.

Technisch gesehen läuft ein umfangreiches Monitoringprogramm, das langfristige Sicherheit gewährleisten soll: Wissenschaftler:innen installieren Messgeräte und koppeln Daten in ein öffentliches Dashboard, damit jede:r Interessierte die Entwicklung verfolgen kann. Es gibt außerdem Kooperationen mit mehreren Universitäten, die das Gebäude als Fallstudie in Sachen Erhaltung unter veränderten Umweltbedingungen untersuchen wollen. Parallel dazu plant die Stadt, das Gelände entlang der alten Transporttrasse in eine grüne Promenade mit Info-Stelen zu verwandeln — ein Versuch, aus dem Umzug ein dauerhaftes Erinnerungselement zu schaffen, das für Bewohner:innen gleichermaßen zugänglich ist wie für Besucher:innen.

Persönlich hat mich überrascht, wie ambivalent die Stimmung vor Ort ist: Stolz mischt sich mit einer spürbaren Sorge um die Zukunft der Gemeinde und um die Preise für Wohnraum. Ich habe Menschen getroffen, die schon seit Generationen in der Gegend leben und die Aktion als neues Kapitel sehen, aber auch junge Einwohner:innen, die befürchten, dass der Ort seine rauen Ecken verliert. Ob die Pläne, aus der Kirche ein dauerhaft bespielbares Kulturzentrum mit regelmäßigen Führungen zu machen, wirklich aufgehen — das wird man erst in ein paar Jahren sehen. Bis dahin bleibt die Stimmung aufgeladen und neugierig; und ich bin gespannt, wie gut alte Handwerkskunst und moderne Technik hier gemeinsam einen langfristigen Frieden schließen.

TH

Thomas Harnisch

Reiseblogger

Thomas Harnisch ist leidenschaftlicher Reiseblogger und Gründer von weloveurlaub.de. Mit über 20 Jahren Erfahrung in der Reisebranche teilt er seine Expertise und Insider-Tipps, um Ihnen unvergessliche Urlaubserlebnisse zu ermöglichen. Mehr über Thomas →