Kiruna-Kirche auf Pilgerreise: Ein Umzug der besonderen Art
In Kiruna, der nördlichsten Stadt Schwedens, steht in diesem Sommer ein außergewöhnliches Ereignis bevor: Die über 100 Jahre alte Holzkirche wird auf einer rund zweitägigen Pilgerfahrt an ihren neuen Standort gebracht. Der historische Bau, entworfen von Gustaf Wickman und 1912 im nationalromanischen Stil errichtet, wiegt knapp 270 Tonnen und ist eines der meistbesuchten Bauwerke Nordschwedens. Grund für den Umzug ist die aktive Eisenerzförderung, die im Untergrund zu erheblichen Bodensenkungen führt. Damit die Substanz der Kirche dauerhaft gesichert werden kann, haben Stadt und Bergbaukonzern gemeinsam beschlossen, das Ensemble rund drei Kilometer weiter nördlich in das neue Stadtzentrum von Kiruna zu verlegen.
Die Pilgerreise der Kirche ist nicht nur ein technisches Meisterwerk, sondern auch ein kulturelles Highlight. Am ersten Tag wird die Kirche sanft über ein speziell präpariertes Straßennetz gerollt. Mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von nur wenigen Metern pro Minute wird der Bau behutsam bewegt, um Vibrationen zu minimieren. Unter ausrangierten Bahnschienen, Stahlrollern und computergesteuerten Hydraulikeinheiten gleitet das Gotteshaus vorbei an den Umgestaltungsflächen der neuen Innenstadt. Am zweiten Tag erreicht die Kirche ihr endgültiges Fundament, wo sie dauerhaft verschraubt wird.
Die Kommune bewirbt diese Aktion als „Pilgerreise“, bei der Schaulustige und Interessierte die einmalige Gelegenheit haben, den Umzug hautnah mitzuerleben. Führungen entlang der Route und Informationsstationen erklären Technik, Geschichte und den städtebaulichen Hintergrund des Projekts. Neben der Sicherung des kulturellen Erbes soll die Verlegung der Kirche den Neustart Kirunas als modernes Bergbaustandort und Tourismusziel symbolisieren. Die Kiruna-Kirche wird künftig als Herzstück des neuen Stadtzentrums fungieren und markiert somit nicht nur einen technischen Meilenstein, sondern auch den bewussten Schritt einer vom Bergbau geprägten Gemeinschaft, ihre Traditionen zu bewahren und dem Wandel der Zeit anzupassen.