Herbstgenuss in Sizilien: Weine, Oliven und Pistazien entdecken
Dieses Jahr hat der Herbst hier ganz anders angefangen als noch vor ein paar Saisons — wärmere Nächte, plötzliche Regengüsse und Winzer, die hektisch zwischen Reben und Keller hin- und herlaufen. Ich habe auf mehreren Verkostungen gemerkt, wie neue Jahrgänge eine frischere, energetischere Richtung einschlagen: weniger süße Brennpunkte, dafür knackigere Säure und feinere Tannine. Junge Keltereien experimentieren mit früherer Lese und reduzierten Ausbauzeiten, weil sie dem Klima etwas entgegensetzen wollen. Das Ergebnis? Weine, die beim ersten Schluck noch überraschen, weil sie nicht das klassische Herbstschwere haben, sondern Spannung und Struktur.
Bei den Oliven hat sich die Diskussion um Erntemethoden weiter verschärft. Manche Produzenten setzen inzwischen stärker auf frühe Ernten für spritzige, bittere Öle, andere investieren in schonendere maschinelle Technik, um auf langen Steilhängen überhaupt konkurrenzfähig zu bleiben. In Folge entstehen neue, regionale Presszentren mit kurzen Transportwegen — das riecht man im Glas, wenn das Öl noch grüne Frische hat. Gleichzeitig läuft im Hintergrund ein kleiner Technologieschub: Sensorik-Labs, die den Reifegrad genauer bestimmen, Workshops zur Bodenpflege und Pilotprojekte für wassersparende Bewässerung. Mir fiel auf, wie viele Erzeuger plötzlich über langfristige Qualität denken statt über maximale Mengen.
Die Pistazien-Szene erlebt ebenfalls Bewegung, diesmal eher auf der Handels- und Verarbeitungsseite. Nachfrage aus Süßwarenmanufakturen und aus dem Ausland steigt, und das führt zu mehr Investitionen in moderne Trocknungs- und Rösttechniken. Kleinere Produzenten schließen sich zu Verarbeitungskooperativen zusammen, damit Nüsse nicht als Rohware verschleudert werden, sondern als Pasta, Aufstriche und feine Süßwaren teurer verkauft werden können. Gastronom*innen hier tüfteln an neuen Kompositionen — von pikanten Relishes bis zu herzhaften Saucen — und das verschiebt das Image von Pistazie klar weg vom simplen Backzutaten-Dasein hin zu einem vielseitigen Geschmacksträger.
Zum Schluss ein Blick nach vorn: Nachhaltigkeit ist kein Buzzword mehr, sondern Dreh- und Angelpunkt fast jeder Diskussion, die ich geführt habe. Junge Winzer, Olivenbauern und Nussverarbeiter denken in Kreisläufen, investieren in erneuerbare Energie für Pressen und Keller oder pflanzen Deckfrüchte, um Böden zu stabilisieren. Tasting-Erlebnisse werden kleiner, persönlicher und öfter im Freien abgehalten — ideal, um bei einem Glas frisch geernteter Tropfen direkt mit denen zu sprechen, die die Arbeit getan haben. Ich habe mir fest vorgenommen, im nächsten Herbst wiederzukommen, um zu sehen, welche Versuche dann Früchte tragen — denn gerade diese Übergangsphase macht das Reisen hier im Moment richtig spannend.