Die Bahn macht’s langsamer – Pünktlichkeit erst ab 2029 wirklich besser
Die Bundesregierung hat kürzlich die Erwartungshaltung an die Fernbahn offen nach unten korrigiert: Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder hat die früheren Zielzahlen kassiert und sieht 70 Prozent pünktliche ICE- und IC-Verbindungen erst bis Ende 2029 als realistische Marke. Dass die alten Vorgaben von 75 bis 80 Prozent bereits 2027 „jenseits aller Realität“ lägen, hat er ziemlich deutlich gesagt – eine ehrliche, wenn auch ernüchternde Ansage. Für alle, die regelmäßig mit dem Zug unterwegs sind, heißt das: weniger heile-Welt-Versprechen, mehr realistische Zeitplanung.
Die jüngsten Pünktlichkeitszahlen machen die Entscheidung nachvollziehbar. Im ersten Halbjahr 2025 schafften es nur rund 63,4 Prozent der Fernzüge ohne größere Verspätung ans Ziel; in den heißen Sommermonaten sank die Quote sogar auf 56,1 Prozent im Juli, bevor sie im August wieder leicht anstieg (59,6 Prozent). Ursache Nummer eins sind massige Bau- und Sanierungsarbeiten am Schienennetz: etliche Strecken werden gleichzeitig bearbeitet, Umleitungen und Ersatzverkehre sind an der Tagesordnung. Bis 2036 sind laut Strategie großflächige Modernisierungen auf mehr als 40 wichtigen Strecken geplant, um langfristig weniger Baustellenkonflikte zu haben — das ist ein Marathonprojekt, kein Sprint.
Auch auf Managementebene hat sich etwas getan: Evelyn Palla übernimmt den Vorstandsvorsitz der Deutschen Bahn und folgt damit auf Richard Lutz. Unter ihrer Führung sollen Sauberkeit, Sicherheit und vor allem eine spürbar verlässlichere Zugleistung stärker in den Fokus rücken. Worte allein bringen Reisenden nichts, das weiß ich aus eigener Erfahrung; ich hoffe daher auf sichtbare Änderungen im Alltag — bessere Kommunikation bei Störungen, schnellere Ersatzlösungen und weniger Überraschungen am Bahnsteig. Parallel dazu bleibt die Politik ambitioniert: mittelfristig peilt man rund 80 Prozent Pünktlichkeit an, langfristig sogar 90 Prozent, konkrete Zeitfenster dafür fehlen aber noch.
Für dich als Bahnreisenden heißt das: plane großzügiger, halte Ersatzrouten im Hinterkopf und checke vor Abfahrt die Live-Infos. Flexible Tickets sind gerade Gold wert, und wer Termine mit Hartdeadlines hat, sollte Puffer einbauen oder alternative Verkehrsmittel erwägen. Als Reiseportal würde ich jetzt noch transparenter mit realistischen Ankunftszeiten umgehen und Kunden aktiv auf mögliche Verzögerungen hinweisen — ehrliche Information ist zurzeit das beste Service-Upgrade. Ganz persönlich: Ich finde die Neuausrichtung vernünftig, auch wenn der Weg nervig werden kann. Kurzfristig wird es noch rumpeln, mittel- bis langfristig könnte das Ganze aber zu einem deutlich entspannteren Bahnalltag führen — sofern die Baustellenplanung und die neue Führung ihre Versprechen auch in den Bahnhöfen spürbar machen.