Deutsche Bahn am Limit: So soll die Krise bis 2027 enden
Die Schlagzeilen der letzten Monate lesen sich wie ein dringender Weckruf: Die Bahn steckt in einer heftigen Krise, die viele als die tiefste seit der Reform sehen. Unter der Oberfläche knirscht es an allen Ecken – marode Technik, zu viele Ausfälle und eine Pünktlichkeitsstatistik, die deutlich im Minus liegt (im vergangenen Jahr kamen weniger als zwei Drittel der Fernzüge termingerecht an). Das hat nicht nur genervte Pendler zur Folge, sondern auch saftige Entschädigungszahlungen. Ganz real: Der Konzern schrieb zuletzt ein Minus von rund 1,8 Milliarden Euro, und die Veräußerung von DB Schenker konnte die Lage nicht kitten. Im August 2025 wurde Dr. Richard Lutz seines Amtes enthoben; formell bleibt er geschäftsführend auf dem Posten, bis eine neue Spitze benannt wird – ein merkwürdiger Zwischenzustand, der eher wie Provisorium als Neuanfang wirkt.
Parallel dazu hat die Politik reagiert. Die neue Bundesregierung hat eine umfangreiche Modernisierungs- und Umstrukturierungsagenda angekündigt, die den Staatskonzern tiefgreifend verändern soll. Zentraler Punkt ist das laufende Sanierungsprogramm S3, das bis Ende 2027 Zeit hat, sichtbare Ergebnisse zu liefern. S3 zielt darauf ab, den Bahnbetrieb zu stabilisieren, Schienen und technische Anlagen zu erneuern und die betriebswirtschaftliche Basis zu stärken. Erste Zahlen aus dem ersten Halbjahr 2025 zeigten zwar Verbesserungen in der operativen Bilanz, doch die Züge fahren dadurch noch lange nicht verlässlich genug. Gleichzeitig wurden die Mittel für Schieneninfrastruktur aufgestockt – es wird wieder mehr in Gleise, Stellwerke und Brücken gepumpt, aber solche Projekte brauchen Zeit und Nerven.
Im Innenleben des Konzerns rumort es gewaltig: Manager und Mitarbeitende bekommen den Druck zu spüren, Ergebnisorientierung steht jetzt ganz oben auf der Agenda. Interne Stimmen fordern ein radikales Umsteuern – kürzere Entscheidungswege, klarere Verantwortlichkeiten und weniger Schönwetter-Reporting. Konkrete Konsequenzen sollen sich in härteren Performance-Zielen, strengerem Controlling und einer schärferen Personalausrichtung zeigen. Ob das allein reicht, ist fraglich; Reformen an Staat und Konzern greifen nur, wenn sie Hand in Hand mit Investitionen, gutem Personalmanagement und einer besseren Tagesdisposition laufen.
Für dich als Reisenden heißt das: Es wird vermutlich noch ein paar Jahre dauern, bis die Bahn wieder so verlässlich ist, wie wir sie uns wünschen. Kurzfristig musst du mit Einschränkungen und Unsicherheiten planen, flexibel buchen und Anschlusszeiten großzügig rechnen. Langfristig aber schwirrt ein Fünkchen Hoffnung durch die Gänge: Mehr Geld für Infrastruktur, eine klare Reformagenda und erste Bilanzverbesserungen könnten bis 2027 echte Veränderung bringen – vorausgesetzt, die versprochenen Maßnahmen werden konsequent umgesetzt und die neue Führung zieht mit voller Kraft durch. Ich bleibe skeptisch, aber auch gespannt; irgendwann will ich wieder entspannt im Fernverkehr sitzen, statt mein Ticket mit Zittern zu prüfen.